Fuck The Commerce VII
19.05.2004, Luckau, Mehrzweckanlage
Auch in diesem
Jahr fand das Fuck The Commerce statt. Das Festival viel zwar nicht ins Wasser
dafür viel sehr viel Wasser vom Himmel. Das Festival stand von Anfang an unter
einem Schlechten Stern dies bezieht sich nicht nur auf das Wetter. Findet es
nun statt oder nicht und wo? Die Bands waren schon alle gebucht, die
Flugtickets bezahlt. Und dann das: Das Gelände auf der Neidener
Motocross-Strecke sollte in diesem Jahr unschuldig und unbefleckt von Metal-Heads
bleiben. Der Platz als solches ist so oder so pleite und der Verwalter des
Grundstücks Klaus-Peter Wöhlermann hatte angeblich die Schnauze voll vom Fuck
The Commerce. Eine der Begründungen in der Örtlichen Presse „Torgauer Zeitung“ las sich besonders
heftig: Die Vereine auf dem Gelände seien gegen das Festival. "Es gebe
einfach keine Akzeptanz für diese Art von Musik - jedenfalls derzeit
nicht." So habe der Schützenverein einen bitterbösen Brief an den
Klaus-Peter geschrieben: "Man sei ein 'anständiges Vereinsdorf' ist die
einhellige Meinung der Vereine, die das ehemalige NVA-Gelände nutzten, und
daher wollten sie kein Festival." Also machten all die braven Bürger mit
Klaus-Peter an der Spitze den Festival-Veranstaltern von Bruchstein Records Gerichtlich
einen gehörigen Strich durch die Rechnung. Eine Woche vor Beginn erging das
endgültige Gerichtsurteil: Dieses Jahr kein Fuck The Commerce in Neiden. Doch
zum Glück gab es da einen Ex-Flugplatz in der Nähe, mit dem klingenden Namen
"Mehrzweck-Anlage" Luckau, mitten in der brandenburgischen Pampa bei
Cottbus. Dort konnte das Festival kurzfristig ausweichen. Ich möchte nicht
wissen was das ganze für einen Kraftakt war das ganze noch so kurzfristig alles
umzumodeln und auf den neuen Platz zu zuschneiden.
Der Donnerstag begann dann Death Reality, eine Band
die wie ich glaube kurzerhand eingesprungen sind. aber vor der Bühne hatte sich
schon ein respektabler Haufen versammelt, der Band einen warmen Empfang
bereitete und sich mit brutalem Death Metal die Ohren freiblasen liess. Ein
guter Anfang für das Festival, der im Herbst eine neue Scheibe auf den Markt
bringen wird.
Als Nächstes sahen wir uns die Band Jack Slater an.
Die Bonner hatten vor zwei Jahren schon mal beim dem Festival gespielt, damals
im strömenden Regen (so auch in diesem Jahr ). Vor Beginn der Show rannte ein
aufgekratzter Sobo (Git.) mit einem Megaphon über das Gelände, um auch jedem
klarzumachen, was nun kommen würde. Jack Slater präsentierten
sich als eine erstklassige Live-Band, die tight zusammenspielt und mit Horn
einen (im positiven Sinne) bekloppten Frontmann hat. Da gibt es „Quotenpolen in
der Band“, die dann den falschen Song beginnen, so dass Horn seine Ansage vor
dem nächsten Stück einfach noch mal macht. Musikalisch gab es technischen
brutalen Death Metal auf die Ohren, bei dem sich Stücke vom neuen „Metzgore“ -
Album und alte Songs die Waage hielten. Aber egal ob alt oder neu, allesamt
sind’s ziemlich coole Songs und Jack Slater sicher eine der
momentan besten Death Metal-Bands, die ihren Ruf mit einer 1A Show bestätigten
und für das erste Highlight des Fuck The Commers sorgten.
Die Band Homo Iratus spielten direkt nach Jack
Slater und da ich eh auf dem Gelände war, wollte ich mir die
Gelegenheit nicht entgehen lassen, die Griechen mal live zu sehn. Gut, bis zum
Zelt waren es auch nur fünf Minuten, aber egal… „Human Consumes Human“ ist ein
cooles Album und hat mich damals auf Homo Iratus aufmerksam
gemacht, aber von der Klasse der Scheibe war beim Fetsival nicht viel zu
spüren. Langweiliger thrashig angehauchter Death Metal wurde von den Griechen
gebracht. Völlig gesichtslos, mit nicht gerade tollem Stageacting vorgetragen.
Kurz um eine Reine Cd Band die man sich gut zuhause anhören kann aber nicht
live ( zumindest nicht auf dem diejährigen Fuck The Coemmers Festival ). Wormed
sind eine der Bands, bei denen man sich angesichts des Sängers fragt, was der
Knirps auf einer Bühne verloren hat. Der Wormed -Sänger machte
schnell klar, dass er sich mit den großen (körperlich gesehen) der Branche
messen kann – seine Performance als Ultra-Gurgler war genjal, auch wenn Wormed nicht gerade zu den abwechslungsreichsten
Bands gehören, die beim Fuck gespielt haben. Wer Brodequin mag, wird sicher
auch an Wormed gefallen finden, die einen richtig fitten Drummer
haben, der die unglaublichsten Parts spielte und anwesenden Stockschwinger die
Sprache verschlug. Nur so richtig viel Abwechslung gab’s halt leider nicht zu
hören. Aber wer will das bei extremen Death/ Grind auch verlangen?
Die Band Skitsystem sorgten dann für die
überfällige Abwechslung. Ohne Tompa (der hat die Band aus Zeitmangel verlassen
müssen), konnten die Schweden-Crusties trotzdem überzeugen. Crust ist schnell,
hart und kurz, garniert mit schwedischen Vocals. Skitsystem waren
sicherlich die Band, die die meisten Songs beim Fuck gespielt hat und konnten
mich mit ihrem eingängigen und mitreißendem Crust überzeugen. Viele Leute
schienen das ähnlich zu sehen, tummelten sich doch um einiges mehr an Publikum
vor der Bühne als noch bei Wormed und auch die Bewegungsfraktion
war zahlreicher. Fette Show!
Vor Broqdeuin hieß es noch Goratory
ertragen, die ähnliche Mucke wie die bekannteren Vorbilder zum besten gaben.
Sprich: Death/Grind mit ultratiefen Vocals und technisch anspruchsvoll, viel
Geblaste und (in diesem Falle leider ) wenig Abwechslung. Die Bostoner
verstanden es zwar, um eingies mehr Groove einzubringen als die Band Wormed
und mühten sich doch sehr um die Nähe zum Publikum (das auch recht zahlreich
war und den Jungs einen herzlichen Abend bereitete).
Da hatten auch Brodequin
kein leichteres Spiel. Technisch und härtemäßig alles im grünen Bereich, aber
nach Wormed und Goratory kurz vorher war’s einfach
zu viel des Guten. Dazu machte das Trio noch wenig Show, wurde aber trotzdem
von den Fans gefeiert – war ja auch ihre erste Show in Europa.
Es war am
Freitag lausig kalt, ich schätze mal etwa 15 Grad hatte es am Mittag ( fribber
). Die dunklen Wolken zogen den Himmel zu und pünktlich zum Anfang der ersten
Band öffnete der Himmel seine Schleusen.
Da war es nur logisch, dass
sich nur ein kleines Häufchen Menschen vor die Bühne verirrte und Iodine
aus Dänemark lauschte. Ich hab sie mir unter der Überdachung des Bierstandes
stehend angesehen. Die Band Pleurisy aus Holland hatte danach
Ihren Auftritt und ich weiß nicht ob es am schlechten Wetter gelegen hat auf
jeden fall rissen mich die beiden Bands nicht wirklich vom Hocker. Bevor Negligent
Collateral Collapse, die „verrückten“ Tschechen, die Bühne betreten
konnten, wurde nach Rückfrage des Organisators an die Fans, dass Ganze in das
Festzelt verlegt, wo am Mittwochabend bereits Destruction gerockt
hatten – eine Bühne war also da und die P.A. recht zügig aufgebaut. Irgendwie
haben Negligent Collateral Collapse sich auf dem Weg ins Zelt
wohl Verlaufen denn sie tauchten dort
einfach nicht auf. Na ja Macht nix, dafür war die Band Visceral Bleeding
pünktlich da (ok, eine Verzögerung von einer Stunde durch den Umbau
dazurechnend).Sie spielten eine Menge Songs vom neuen Album „Transcend Into
Ferocity", die mindestens genauso erbarmungslos sind wie der ältere Kram
der Schweden. Amerikanisch angehauchter Death Metal vom Feinsten! Der Umzug
hatte dazu noch bezahlt gemacht, das Zelt war rappelvoll und die Schweden
wurden ordentlich gefeiert.
General Surgery haben mir danach dann doch recht gut
gefallen. Optisch von Haemorrhage inspiriert kamen die Schweden
in blutverschmierten Arztkitteln auf die Bühe. Die Spanier hatten dazu noch
eine gutaussehende blonde Gitarristin, was General Surgery leider nicht vorweisen konnte. Na ja man
kann ja nicht alles haben, musikalisch waren die Jungs echt fett und heftige
Sounds wurde in die Menge gefeuert, die die Geschosse dankend aufnahmen und das
vordere Drittel des Zeltes in einen Hexenkessel verwandelten. General
Surgery boten eine mehr als nur routinierte Show und waren sicher eines
der Highlights des Festivals.
Disgorge hab ich mir nur kurz angesehen, weil ich
die Mexikaner bisher als eher langweilige Band kennen gelernt hatte. Mit neuem
Sänger haben Disgorge einen echten Wandel vollzogen und spielen
jetzt richtig schön groovigen Death Metal mit Killervocals. Einfach nur geil
und von den Leuten im Zelt zu Recht gefeiert.
Danach hieß es wieder warten,
es ging wieder zur Hauptbühne. Das dauert mal richtig lange, ich schätze fast
zwei Stunden ( Wart , Wart ). Irgendwann aber dann die Zeit da, Zeit für das
angekündigte „9. Weltwunder“! Sie betraten die Bühne und das Weltwunder
enpuppte sich als Benediction. Dave Ingram ist zwar schon lange
nicht mehr bei der Band, Dave Hunt macht seinen Job aber ziemlich gut und kann
durch sein gutes Deutsch auch immer schön mit den Leuten labern. Man konnte
richtig merken das die Band Benediction Bock auf ’s spielen
hatte, was man den Jungs auch anmerken konnte. Egal ob richtig alte Klassiker
oder Stücke von de neueren Scheiben „Grind Bastard“ oder „Organized Chaos“. Der
Auftritt der Band Benediction war ziemlich cool und es war eine Freude, diese Klassiker noch mal
live gesehen zu haben. Benediction überzeugte und konnte viele
Leute vor die Bühne ziehen.
Dann nur noch Nasum
sehen und ins Bett (es war mittlerweile drei Uhr nachts). Die Schweden
überbrückten die lange Wartezeit durch extensiven Biergenuss und waren bei
Ihrem Auftritt hackedicht. Sicher nicht durch das Warten, aber durch den ganzen
Alkohol, den sie in der Zeit konsumiert hatten, als sie rumstanden, warteten
und ihre Shirts verkauft haben. Die beiden Neuen Jon "Elle" Lindqvist
(Victim, Sayyadina u.a.) und Urban Skytt (Regurgitate) wurden das erste Mal einer
deutschen Bühne präsneitert und trotz der späten Stunde und lausiger Kälte
waren noch viele Leute vor der Bühne. Mieszko machte lustige Ansagen, die man
nur machen kann, wenn man sich jenseits von gut und böse befindet, Anders
grinste sich hinter’m Kit einen ab, Jon poste wie Hölle, rotzte unentwegt in
die Menge und Urban bangte einfach nur. Geile Show und dazu noch Grind-Songs
erster Güte. Ich meine, haben Nasum jemals einen schlechten Song
geschrieben? Sicher nicht. Live funktionierte alles Bestens. Der Sound war
richtig genjal, die Songs brutal und kurz und die Menge tobte. Es gab alles,
was man von einer Metalshow sehen will: Crowdsurfer, Banger und einen fiesen
Moshpit. Richtiger geiler Abschluss des Tages, auch wenn die Polizei der
Meinung war, den Jungs um kurz nach vier eine Ansage machen zu müssen, das
jetzt Schluss sei, Ruhestörung und so. Nasum juckte das nicht und
sie spielten noch ein paar Songs und ließen dann eine ausgepowerte Menge
zurück, die einen der besten Nasum -Gigs ever gesehen hatten!
Die Bands am Samstag waren zunächt mal nicht so ganz nach unserem
Geschmack ( bis auf die Headliner doch soweit haben wir` s dann leider doch
nicht mehr geschafft ), deshalb haben wir nach dem wir dann wieder halbwegs
wach waren uns erst einmal die Stände dort auf dem Gelände angeschaut. Doch
übermäßiger Biergenuss und die doch mittlerweile sehr aufdringliche Kälte forderten auch von uns Ihren Tribut so
sind wir vorzeitig wieder abgereist und haben das Festival mit einer dicken
fetten Erkältung beendet. Lange rede kurzer Sinn es war ein schönes Kaltes
Festival, und wir freuen uns schon auf das nächste Jahr ( in der Hoffnung das
es dann etwas wärmer ist ).
darknet